Kassensturz - der einfachste Weg seine Ausgaben 365 Tage im Jahr kompakt im Blick zu behalten

Das Jahr ist fast vorbei und wahrscheinlich muss sich der eine oder andere gerade eingestehen, dass er am Black Friday, am Cyber Monday und beim Weihnachtsshopping etwas über die Stränge geschlagen hat. Vielleicht ist das Loch im eigenen Portemonnaie aber auch ein gefühlter Dauerzustand, der das ganze Jahr über anhält.

Trotzdem helfen gute Vorsätze wie  "Nie wieder gebe ich so viel Geld für XY aus" nicht wirklich weiter.
Um das Problem nachhaltig zu lösen, ist es wichtig, rauszufinden wie viel Geld monatlich wirklich abfließt und ob es hier und dort ein paar Überraschungen gibt, die den Geldbeutel unnötig und bisher unentdeckt belasten.

Die Lösung, um seine Finanzen 365 Tage im Jahr im Blick zu behalten, ist tatsächlich denkbar einfach und passt auf ein einziges Blatt Papier.

Aber bevor es losgeht zur Sicherheit ein paar allgemeine Hinweise, da es um das Thema Finanzen geht:
Den Jahresplan für monatliche Ausgaben, den ich im Folgenden zeige, ist einfach eine von vielen Möglichkeiten, sich über seine eigenen Finanzen einen ungefähren Überblick zu verschaffen.
Auch die von mir angeführten Beispiele Ausgaben zu optimieren, sind wirklich nur Vorschläge und rein subjektiv. Sie sind nicht als professionelle Empfehlung anzusehen.
Ich bin keine Finanzberaterin und habe keine dahin gehende berufliche Ausbildung.

Sollten bei jemandem ernsthaftere finanzielle Probleme bestehen und mehr nötig sein, als sich seine Ausgaben zu verdeutlichen, dann sollte sich derjenige an eine professionelle Schuldnerberatung oder eine andere geeignete Hilfsstelle wenden.

 

 

 

Was nützt ein Jahresplan für monatliche Ausgaben und was kann man sich darunter vorstellen?

Im Grunde geht es darum, in tabellarischer Form auf einer Seite kompakt zusammenzufassen und gegenüberzustellen, was man Monat für Monat im Verlauf eines Jahres an Fixkosten bzw. allgemein regelmäßigen oder wiederkehrenden Zahlungen hat.

Die Abbildung zeigt die Grundstruktur, nach der die Jahresübersicht aufgebaut wird.
Ich habe die Tabelle am Computer erstellt, aber natürlich geht es genauso gut mit Stift, Lineal und einem Blatt Papier.

 

 

Welche Arten von Kosten werden in der Übersicht Erfasst und welche nicht?

Wer wirklich jeden Cent erfassen will, den er ausgibt, der wird um ein klassisches Haushaltsbuch nicht herumkommen.
Bei der Jahrestabelle geht es aber primär darum, seine regelmäßigen monatlich anfallenden Zahlungen kompakt zu erfassen.

 


In die Tabelle gehören die Kosten für:

 

Wohnen:

Miete, Hausgeld, Grundsteuer, Strom, Telefon / Internet, Mobilfunkvertrag, Garagenstellplatz, GEZ, ...

Lebenshaltungskosten:

Getränke, Essen, Hygiene & Make-up, Haushaltsreiniger & Waschmittel, Lieferservice, Restaurants, ...

 

Finanzen:

Kontogebühr, Dispozinsen, Kreditkarte, Bausparer, Besparung von Fonds ect., ...

Versicherungen:

Haftpflicht, Autoversicherung, Hausrat, Glas, ...

Abos:

Streamingdienste, Boxen, Apps, Zeitungen / Zeitschriften, ...

Kredite:

Bankkredite, Ratenzahlungen, andere Kredite, ...

Freizeit:

Kinobesuche, Fitnessstudio, Personal-Trainer, Vereinsmitgliedschaften, ...

Sonstige Fixkosten:

Autosteuer, Fahrkarten, Parkgebühren, Leasingverträge, ...

 

und alle anderen Arten von regelmäßigen oder in bestimmten Abständen wiederkehrenden Zahlungen, an die ich beim Erstellen der Beispielübersicht gerade nicht gedacht habe.

wie ermittelt man regelmäßige aber variierende Kosten?

Die Ausgaben für Lebensmittel und Co. fallen zwar regelmäßig an, aber natürlich gibt niemand jeden Monat immer die gleiche Summe aus.
Da diese Kosten aber einen nicht unerheblichen Teil der regelmäßigen Ausgaben ausmachen, ermittelt man hier einfach einen ungefähren Richtwert:

für Essen und Trinken:
Es werden einen ganzen Monat lang sämtliche Einkaufszettel gesammelt und am Monatsende alle Summen addiert.
Dieser Wert wird dann für alle 12 Monate im Jahr als ungefähre Kosten in die Tabelle eingetragen.

Wer möchte, kann Essen und Getränke getrennt erfassen (lohnt sich insbesondere bei Personen, die eventuell das Gefühl haben, bei diesen Posten zu viel auszugeben)

für Restaurantbesuche und Lieferservice:
Diese Posten sollten ermittelt werden, wenn beispielsweise jeden Freitag Abend Curry beim Lieferservice bestellt wird oder sich jemand regelmäßig mit Freunden zum Essen oder zum Stammtisch trifft.
Klar kann man auch hier einfach die Rechnungen einen Monat lang sammeln oder die Beträge plus Trinkgeld einfach notieren.
Wer diesbezüglich keine regelmäßigen Gewohnheiten bzw Ausgaben hat, erfasst diese Posten nicht in der Tabelle.

für Hygieneprodukte, Waschmittel, Reiniger ect:
Wem das Aufdröseln alle dieser Posten zu viel wird, der kann diese Kosten auch einfach bei seinen Lebensmittelkosten mit unter bringen bzw diese erst gar nicht aus den gesammelten Kassenbons rausrechnen.
Ansonsten reicht es auch, sich zu überlegen, wie viele Flaschen Duschgel, Shampoo, Conditioner, Bodylotion, Waschpulver, Spülmittel ect. man in einem Monat ungefähr verbraucht und was diese im Schnitt kosten.
Persönlich würde ich Einsteigern aber von dieser Option abraten, da man sich hier auch leicht verzetteln kann.

 

 

Die erste JahresÜbersicht erstellen

Finanzen sind etwas sehr privates und manchmal auch reichlich kompliziert, weswegen ich mit einem praxisorientierten, aber ausgedachten Beispiel die Tabelle befüllen und berechnen werde.

Wir nehmen also die fiktive Figur Lissy und erstellen für sie die Tabelle:


Lissy wohnt zur Miete, hat privates Internet, eine Mobiltelefon-Flat und da sie kein Auto hat, fährt sie alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln und kauft hierzu immer eine Monatskarte.
Ihre GEZ-Gebühren zahlt Lissy quartalsweise.

Sie hat 4 Streaming-Abos, isst jeden Freitagabend frisch geliefertes Thai-Curry und hat außerdem ein Kochboxabo abgeschlossen, das sie aber in den Sommermonaten pausiert.
Für ihre übrigen Lebensmittelkosten, Getränke und Hygiene hat Lissy anhand ihrer Kassenbons einen ungefähren Wert ermittelt.

Hinzu kommen zwei Beautybox-Abos und eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio.
Für ihr Bankkonto zahlt sie Kontoführungsgebühren und sie bespart monatlich einen kleinen Bausparvertrag.

In Sachen Versicherung hat Lissy eine private Haftpflichtversicherung und eine Hausratversicherung.

Ihren neuen Kleiderschrank und das Smartphone bezahlt Lissy monatlich in Raten mit 0% Zinsen ab, ihre neue Designerhandtasche bezahlt sie ebenfalls in monatlichen Raten, aber mit Zinsen.

In die Tabelle übertragen ergibt das folgende Übersicht:

Kosten, die nur in bestimmten Monaten oder auch nur einmal im Jahr auftauchen, werden auch nur im entsprechenden Zeitraum, in dem sie anfallen, erfasst.
Um diese Posten in der Übersicht zu verdeutlichen, trägt man am Besten ein X in alle anderen Spalten der entsprechenden Zeile ein, in denen keine Zahlungen anfallen.

 

 

Individuell Realistische Einsparmöglichkeiten erkennen und umsetzen

Egal ob in unserem Beispiel bei Lissy oder bei unseren eigenen Finanzen:
Es wäre möglich, rigoros den Rotstift anzusetzen, um die Kosten maximal zu senken - genauso wie unsere Lebensfreude - aber wie lange würde man so einen Plan durchhalten?

Die Tabelle soll eine Hilfe sein, den Überblick zu behalten und unnötige Geldfresser zu finden, zu Eleminieren oder durch günstigere Optionen zu substituieren.

In unserem Beispiel hat Lissy für sich Folgendes erkannt:
Ihr Mobilfunkvertrag war etwas teuer und sie konnte ihn auf einen etwas günstigeren Tarif anpassen lassen.
Die Kochbox ging mit der Zeit ganz schön ins Geld und irgendwie war für sie da auch die Luft raus, weswegen sie die Box ganz abbestellt hat. Ihre monatlichen Lebensmittelkosten steigen dadurch aber etwas an.
4 Streaming-Abos sind auch für Lissy etwas viel und so entscheidet sie sich zwei, die sie wirklich ständig nutzt im Dauerabo zu behalten und die anderen beiden nur in den Monaten zu buchen, in denen sie dort bestimmte Serien und Filme binge-watchen will.
Ähnlich verfährt sie bei den Beautyboxen.
Außerdem gesteht sich Lissy ein, dass sie die Mitgliedschaft im Fitnessstudio nur als Alibi für ihr schlechtes Gewissen hat, dort aber nie trainiert.

Ihre Tabelle verändert sich dadurch folgendermaßen:

Natürlich hätte Lissy noch weitergehen können und
-  einen billigeren Stromanbieter suchen
- die Bank wechseln für niedrigere Kontoführungsebühren
- Freitags selber kochen, anstatt den Lieferservice kommen zu lassen
- Lebensmittel-, Getränke- und Hygienekosten durch Angebote + Couponing und Cashback-Aktionen senken

aber Lissy ist zufrieden mit ihrem Stromanbieter und ihrer Bank, sie freut sich die ganze Woche auf ihr Freitagscurry und wenn sie die ganze Woche gearbeitet hat, will sie ihre Samstagseinkäufe einfach nur erledigen, ohne vorher Prospekte zu wälzen, Coupons auszudrucken oder Gratis-Testen-Bedingungen zu studieren.

In unserem Beispiel spart Lissy trotzdessen, dass sie gewisse Dinge in ihrem Leben nicht ändern will 891,52€ im Jahr ein.

 

 

Die Tabelle Erweitern, analysieren und Verbessern

Nachdem das Grundprinzip der Tabelle klar ist, kann man die Aussagekraft der Tabelle noch verstärken, indem man sie erweitert. Dies kann hilfreich sein, da die finanzielle Realität meistens doch um einiges anspruchsvoller ist als bei der fiktiven Beispielheldin Lissy.

Im echten Leben haben die meisten von uns deutlich mehr Posten in ihrer Tabelle als nur knapp 30 Stück.
Manche haben einen Dispokredit, müssen daher gelegentlich Dispositionszinsen bezahlen, haben vielleicht einen Bankkredit, eventuell Kreditkartenschulden und Ratenzahlungen können auch deutlich länger als 12 Monate laufen.
Manche fahren mit öffentlichen Mitteln, haben aber zusätzlich ein Auto und mehr als nur zwei Versicherungen.
Und in Sachen finanzielle Vorsorge gibt es auch unzählige Varianten.


Im Folgenden ändert sich am Aufbau der Tabelle ein bisschen etwas, um diese Faktoren besser sichtbar zu machen und mehr Informationen zu gewinnen.

 

In diesem erweiterten Beispiel hat Lissy zusätzlich Kreditkartenschulden, die in die Tabelle eingetragen und in Rückzahlungsbetrag und Zinsen aufgeteilt werden.

In die zusätzliche Spalte am Ende der Tabelle werden die Gesamtsummen eingetragen.
(Die zusätzliche Spalte ist also zum Erfassen der Gesamtschulden - auch wenn diese über den derzeitigen Erfassungszeitraum von einem Jahr hinausgehen - und der dafür anfallenden Zinsen da)

 Jetzt hat  Lissy etwas Geld über für Sonderzahlungen und muss sich entscheiden, ob sie lieber eine der beiden 0%-Finanzierungen, die Finanzierung mit geringen Zinsen oder zusätzlich etwas von den Kreditkartenschulden abbezahlt.


Dank der erweiterten Tabelle sehen wir jetzt, dass Lissy bei der Kreditkarte heftige Zinsen bezahlt.

Sie kann so auf einen Blick erkennen, dass es für sie wohl am sinnvollsten wäre, die Kreditkartenschulden schneller abzutragen, um die monatliche Zinslast zu reduzieren.

 

 

Von der Theorie zur Praxis

Auch wenn unsere fiktive Heldin Lissy mit ihren beispielhaften Finanzen nur theoretisch war, hat es trotzdem verdeutlicht, wie der Aufbau und das Befüllen der Tabelle funktionieren und dass sich alles nach den eigenen Bedürfnissen anpassen lässt.

Somit steht einem eigenen Jahresplan mit monatlicher Fixkostenübersicht nichts mehr im Wege.

Wie exakt das Ergebnis ausfällt und was man damit macht, liegt natürlich ganz bei jedem selbst.